Gemeinsam mit den Vertretern deutscher Städte- und Kommunalverwaltungen entwickeln wir am IfL derzeit eine Software für die Visualisierung und Analyse von Wanderungsdaten. Wir haben das Glück, im Projekt „hin&weg“ auf bestehende Beziehungen aufbauen zu können. Die Vorläuferversion der Software wurde in mehreren Städten erfolgreich eingesetzt; in einer modifizierten Variante konnten Besucherinnen und Besucher das Tool in der Mitmachausstellung „Zukunftsstadt“ an Bord der MS Wissenschaft ausprobieren, die auf ihrer Deutschlandtour 2015 in 38 Städten haltgemacht hat.
Softwareentwicklung im Austausch mit Stadtverwaltungen
Für die neue Version haben wir grundsätzlich das Softwarekonzept, die Technologie und die Erfordernisse überdacht. Unterstützt von der Leibniz-Gemeinschaft, die das Vorhaben im Rahmen des Förderprogramms „Leibniz Transfer“ finanziert, entwickeln wir die nächste Version von „hin&weg“ eng mit beteiligten Pilotstädten. Sie bekommen zu Testzwecken eine Vorab-Version der Software, zuerst eine sog. Alpha-Version, und teilen uns ihre Erfahrungen, Kritik sowie Verbesserungsmöglichkeiten und Wünsche mit. Wir nehmen diese Information von den acht Pilotstädten auf, beraten intern darüber und stellen anschließend unsere Lösungsvorschläge in Workshops zur Diskussion. Der Austausch mit den Städtevertretern dient auch dazu, eine Priorisierung der Verbesserungen und Weiterentwicklung der Software vorzunehmen.
Das Ergebnis dieser Entwicklungszyklen stellt eine verfeinerte nächste Version der Software, die Beta-Version, dar. Diese verbesserte, unter anderem mit einer an Windows angelehnten Oberfläche ausgestatte Beta-Version wird von den Pilotstädten (es dürfen mehr als die gegenwärtigen acht dazu kommen) erneut einem Praxistest unterzogen. Von ihnen bekommen wir regelmäßige standardisierte Rückmeldungen, die in die Verfeinerung der Software bis zur endgültigen Version eingehen. Am Ende des Projekts im Frühling 2021 haben wir eine funktionsfähige Software, die die deutschen Kommunen für die Analyse und Darstellung Ihrer Wanderungsdaten einsetzen können.
Vielseitige Einsatzmöglichkeiten
Partizipative Softwareentwicklung ist arbeitsintensiv und fordert ein besonderes Engagement bei allen Beteiligten. Wir freuen uns, mit den deutschen Städten eng zusammenzuarbeiten und hoffen, dass weitere Städte auf „hin&weg“ aufmerksam werden. Da die Zeit- und Raumanalyse doch etwas ganz anderes ist als herkömmliche 2D-GiS-Informationsverarbeitung, müssen wir aber auch intensiv mit den Anwendern der Software an der Dokumentation und Erstellung von Trainingsunterlagen arbeiten. Angewandte Beispiele sollen es den kommunalen Mitarbeitern leicht machen, „hin&weg“ ohne viel Aufwand zu lernen und für anstehende Verwaltungsaufgaben einzusetzen.
Die Software bietet dabei den Vorteil, dass die Analyse von Wanderungsdaten und ihre Visualisierung funktional eng aneinander gekoppelt und interaktiv miteinander verknüpft sind. Durch die Nutzung von mehreren Fenstern können Spezialisten die Ergebnisse der Datenanalyse differenziert betrachten und die Ergebnisse für Präsentationen und Informationsmitteilungen vorbereiten. Neben dem Einsatz von „hin&weg“ in der kommunalen Verwaltung wird eine für die öffentliche Nutzung der Software ausgelegte Version erstellt. Inwieweit die Daten interessierten Bürgerinnen und Bürgern zugänglich gemacht werden, ist derzeit noch offen.
Francis Harvey koordiniert am IfL die Forschungsgruppe Geovisuelle Praktiken und Daten und ist Professor für Visuelle Kommunikation in der Geographie an der Universität Leipzig.