Neues aus Bibliothek und Archiv

Merian-Karte der Balearen aus dem 17. Jahrhundert
Das Blatt aus dem historischen Bestand der Kartensammlung zeigt eine Merian-Karte der Balearen aus dem 17. Jahrhundert.

Im Leibniz-Institut für Länderkunde sind Bibliothek und Archiv immer schon eng miteinander verbunden. Seit der Gründung des Museums für Länderkunde 1896 gehören der Buch- und Zeitschriftenbestand, die Atlanten- und Kartensammlung, das Nachlassarchiv sowie die Bildersammlung eng zusammen, sowohl bestandshistorisch als auch in der bestandsübergreifenden Präsentation und Nutzung. Die über Jahrhunderte gewachsene methodische, theoretische und inhaltspraktische Trennung von Archiv, Bibliothek und Museum hat im IfL und seinen Vorgängereinrichtungen nie eine dominante Rolle gespielt. Seit der endgültigen Auflösung des Museums 1975 gehören – von wenigen Resten abgesehen – die gegenständlichen Sammlungen wie die Gesteinssammlung, Ethnographica und die Landschaftsmodelle nicht mehr dazu. Die Geographische Zentralbibliothek zählt heute zu den größten nationalen geographischen Fachbibliotheken und das Archiv für Geographie ist die zentrale Einrichtung im deutschsprachigen Raum zur Bewahrung des geographiehistorischen Erbes vom 19. Jahrhundert bis in die jüngste Zeit.

Suchen und finden

Wie kommen Dokumente und Informationen zum Forscher und Nutzer? Zettelkataloge und analoge Findbücher sind weitgehend Geschichte, heute werden fast ausschließlich Datenbanken und digitale Verzeichnisse genutzt – auch am IfL, allerdings lange Zeit getrennt nach Bibliothek und Archiv. Um die Suche noch komfortabler zu gestalten, sind die Bestände der Geographischen Zentralbibliothek und des Archivs für Geographie jetzt unter einer Oberfläche recherchierbar. Der Onlinekatalog verzeichnet neben Büchern und Zeitschriftenartikeln auch Karten und Atlanten, rund 20.000 digitalisierte Fotos, Gemälde und Postkarten sowie über 200 Nachlässe aus dem Bestand des Archivs.

Ein Beispiel aus der Porträtsammlung: Der Geograph und Geologe Albrecht Penck inszeniert sich mit Hammer, Schirm und Regenmantel.

So erhält man beispielsweise bei der Eingabe eines Namens nicht nur Literatur von und über die Person, sondern auch die mit ihr verbundenen Dokumente, Briefe, Fotos oder sonstige Medien aus dem Archiv. Über verschiedene Facetten kann die Treffermenge ganz einfach und gezielt verfeinert werden, etwa hinsichtlich der Sammlungsteile (Archiv und Bibliothek), der Ressourcentypen (Buch, Zeitschriftenaufsatz, Karte, Fotografie, Nachlass, Brief etc.), der Erscheinungsjahre und nach Sach-, Personen- und geographischen Schlagworten.

Gemeinsam sind wir noch stärker

Neben unserem lokalen Online-Katalog pflegen wir zahlreiche Datensätze auch in den großen überregionalen Archiv- und Bibliotheksverbünden ein – somit sind unsere Bestände weltweit sehr gut vernetzt und sichtbar. Die Sammlungen sind unter anderem Partner in zwei führenden Verbünden: Im Kalliope-Verbund, dem nationalen Nachweisinstrument für Nachlässe, Autographen und Verlagsarchive, sind aktuell 186 Nachlassbestände und 20.755 Datensätze aus dem IfL recherchierbar. In der Deutschen Digitalen Bibliothek, dem zentralen Portal für die digitalen Angebote aller deutschen Kultur- und Wissenschaftseinrichtungen, werden rund 20.000 digitale Dokumente aus unserer Bildsammlung angeboten, gleichzeitig auch im europäischen Verbund Europeana.

Digitale Sammlungen, neu präsentiert

Auch im IfL nimmt die Digitalisierung von gedruckten Quellen, von Karten, Fotografien und Handschriften seit vielen Jahren breiten Raum ein. Um die zunehmende Zahl digitaler Dokumente nutzerfreundlich sichtbarer zu machen, präsentiert das IfL nun seine digitalen Sammlungen über eine grafische Oberfläche auf der Institutswebseite. Exemplarische Bildmotive stehen für die verschiedenen digitalen Sammlungen, über Links erfährt man mehr über die Bestände und erhält eine voreingestellte Trefferliste mit zusätzlichen Informationen und Metadaten. In der Katalogansicht gibt es eine Voransicht der digitalen Dokumente und alle Bilddateien stehen frei zugänglich als Download zur Verfügung.

Pioniere der Luftfahrt: Fotografie aus der Sammlung Ernst Wandersleb

Zu den ersten digitalen Sammlungen zählen:

  • Gemäldesammlung Ernst Vollbehr, mit 956 Landschaftsgemälden aus aller Welt. Die ältesten Bilder unserer Sammlung entstanden 1912 in Kamerun und viele weitere Werke folgten, besonders aus den deutschen und niederländischen Kolonien, aber auch aus Nordafrika, Brasilien, Indien und anderen Weltgegenden
  • Porträtsammlung, mit über 1300 Einzel- und Gruppenporträts von Geographen, Forschungsreisenden und anderen Wissenschaftlern, aber auch von vielen anderen Persönlichkeiten und von vielen unbekannten Menschen
  • historische Fotos aus Südamerika, 1850–1905, mit mehreren hundert Fotografien, besonders von den ausgedehnten Südamerikareisen Alphons Stübels, dem Gründer des Museums für Länderkunde, von Hans Meyer aus Ecuador und von Rudolf Hauthal aus Bolivien
  • Stangen’s Party, mit Fotos aus einem opulenten Album, die von einer USA-Reise 1893 handeln
  • Sammlungen früher Luftaufnahmen, mit Ballon- und Luftbildern des Luftfahrtpioniers August Riedinger, entstanden um die Jahrhundertwende, besonders aus Süddeutschland, und Aufnahmen aus der Sammlung Ernst Wandersleb, mit Luftbildern aus dem mitteldeutschen Raum, entstanden im ersten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts
  • Fotos und Ansichtskarten von Leipzig, mit Fotos der zerstörten Stadt aus der unmittelbaren Nachkriegszeit und etwa 8000 Bildpostkarten mit Motiven aus Leipzig und seinen Stadtteilen
  • Alte Karten und Stadtpläne, mit über 1000 Einzelkarten aus dem historischen Bestand der Kartensammlung
  • Topographische Kartenserien des Deutschen Reiches und der DDR, mit digitalisierten Karten der Serien 1:100.000, 1:25.000 und 1:10.000, insgesamt 7732 Einzelkarten
  • Feldpostbriefe aus dem Ersten Weltkrieg, mit Briefen und Karten von der Front, geschrieben von Schülern des Leipziger Geographie-Professors Joseph Partsch
Das Foto aus der Collection Alphons Stübel entstand 1876 bei den archäologischen Ausgrabungen in Tiahuanaco, Bolivien.

Die digitalen Sammlungen des IfL werden weiter ausgebaut, vorrangig mit Dokumenten aus der Bild- und Kartensammlung.


Dr. Bruno Schelhaas leitet das Archiv für Geographie im IfL.

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